Bianca End im Interview

Jun 26, 2017
Stephan Mahler

Bianca End, Head of Small Medium Business, Microsoft Schweiz steht uns heute Rede und Antwort. Sie erzählt uns dabei, weshalb sie keine 0815 Arbeitstage kennt, welches ihre grösste Herausforderung bei der Führung von Remote Teams ist und weshalb es ihr über 30 köpfiges Team trotz mobiler Arbeitsweise schafft, einen starken Zusammenhalt zu zeigen.

Wie sieht bei dir ein typischer Arbeitstag aus?

Ich kenne grundsätzlich keine 0815 Arbeitstage, bei mir gestaltet sich jeder Tag anders und genau das finde ich sehr spannend. Mein Team besteht aus 32 Personen und ich darf ausserdem mit sehr vielen Partnern bei uns im Channel zusammenarbeiten. Gemeinsam betreuen wir unsere Kunden, die zahlreichen KMU’s in der Schweiz. Mein Arbeitstag ist daher zur Hälfte durch externe Kontakte geprägt, sei es bei uns im Haus oder direkt vor Ort beim Endkunden. Dazu kommen Aufgaben wie Mails beantworten, Präsentationen und Key Notes vorbereiten – also sehr bunt gemischt.

Laut „Fortune“ ist Microsoft auf Platz 7 der besten Arbeitgeber weltweit. Womit hängt das zusammen?

Persönlich finde ich Microsoft den besten Arbeitgeber der Welt, sonst wäre ich nicht hier tätig. Für mich ist die Flexibilität, die wir leben sehr wichtig. Klar es handelt sich um ein Amerikanisches Unternehmen, meine Ziele werden genau definiert und ich bin für ein gewisses Umsatzziel und das Erreichen meiner KPI’s (Key Performance Indicators) verantwortlich. Dies gilt natürlich nicht nur für mich sondern für mein ganzes Team. Es gibt aber einige Faktoren die mir Flexibilität geben, bespielsweise dass mir keiner vorschreibt wie ich die Ziele erreichen soll. Das verlangt ein hohes Mass an Kreativität sowie ein starkes Business Ownership, nur so können wir unsere Ansätze einbringen und mit unseren Ideen an den Markt treten. Für mich ist aktuell zusätzlich sehr spannend, dass wir bei der Digitalisierungswelle nicht nur Zuschauer sind, sondern dass wir aktiv mitgestalten können was mit der Zukunft der IT geschieht.

Microsoft pusht die public Cloud stark und treibt so die digitale Transformation in der Schweiz an. Lebt Microsoft die digitale Transformation tatsächlich vor?

Ich erlebe jeden Tag live, dass wir unsere Produkte und Services nicht nur vertreiben sondern selber aktiv einsetzen. Somit ist Office 365 für uns die Basisinfrastruktur, wenn es um Kollaboration, Flexibilität und um mobiles Arbeiten geht. Wir arbeiten ohne Arbeitszeiterfassung und werden auch nicht daran gemessen, sondern anhand des Impacts und daran, wie wir unsere Ziele erreichen. Das bedeutet automatisch, dass jeder Mitarbeiter eine hohe Selbstverantwortung mitbringen sollte und ich nicht immer weiss, wo meine Mitarbeiter sich aufhalten. Das ist mir auch gar nicht wichtig, denn jeder Einzelne kennt seine Verantwortlichkeiten sowie seine Ziele, die zu erreichen sind und sollte im besten Fall so oft wie möglich für Kunden und Partner da sein. Microsoft stellt seinen Mitarbeitern das nötige Equipment zur Verfügung, um von überall auf der Welt aus uneingeschränkt arbeiten zu können, so fern ein Internetzugang verfügbar ist.

Wie schafft ihr trotz mobilen Arbeitens und Homeoffice einen starken Teamzusammenhalt?

Teamspirit ist wichtig für jede Art von Arbeitsumgebung. […] Für gemischte (Office und Remote) Teams sind gemeinsame Erlebnisse ganz wichtig. Wir müssen und dürfen eng zusammenarbeiten, denn keiner von uns kann erfolgreich sein ohne den Austausch mit dem Team zu nutzen […], um dann gemeinsam zum Ziel zu kommen. Ich empfinde es als sehr wichtig, dass das Team ein gemeinsames Ziel verfolgt und weiss, was der eigene Beitrag für den schweizer Markt ist. Wir planen monatlich auch physische Meetings, bei denen wir uns über den aktuellen Stand austauschen und typischerweise auch gemeinsam Erfolge feiern. […] Was uns zusammenschweisst ist das Gefühl, dass wir nicht alleine erfolgreich sein können und dass wir Erfolge auch gemeinsam feiern. Weiter gibt es in meinem Team einen „Pulschamp“, also eine Art Klassensprecher, der vom Team gewählt wurde und laufend das Feedback vom Team einholt. […]

Wenn du dir völlig utopisch ein perfektes Team zusammenstellen könntest, wie würde das aussehen?

Ich habe mein perfektes Team schon, sonst müsste ich ja etwas ändern! Ich glaube an jeden einzelnen und bin überzeugt, dass jeder in meinem Team perfekt in seine Rolle passt und diese auch besser ausübt, als ich selber es könnte. Genau deshalb funktionieren wir auch so gut als Team. […] Und damit das perfekt bleibt und jeder einzelne sich auch verbessern kann, finde ich persönlich eine offene Feedbackkultur essentiell – gerade auch weil man sich nicht so oft persönlich sieht.

Curt Coffaman hat mal gesagt: „Culture eats strategy for lunch.“ – Erlebst du das so im Alltag?

Kultur und Strategie sind beides essentielle Dinge. Ich habe während den letzten 5 Jahren zwei Kulturen und Strategien bei Microsoft erlebt, jeweils stark geprägt von unseren CEO’s. Satya Nadella hat ein neues Gedankengut reingebracht und eine neue Vision für Microsoft kreirt, die uns gemeinsam verbindet. Ich denke es ist die Aufgabe von jedem Manager in der Organisation diese Vision herunterzubrechen, so dass für das eigene Team klar wird, was der eigene Beitrag zur Erreichung dieser Vision ist. […]

Wo stösst du als Teamleader an deine Grenzen?

[…]  Für mich ist die grösste Challenge genug Zeit mit meinen Leuten zu verbringen, genug Zeit im Team zu verbringen und auch genügend Zeit zum Zuhören zu haben. Auch mit Partnern und Kunden ist Zeit meine grösste Herausforderung und knappeste Ressource.

Welches sind deine drei wichtigsten Kriterien für Kandidaten in deinem Team?

Ich habe drei „Core Capabilites“ von denen ich glaube, dass sie essentiell sind, um bei Microsoft und speziell im SMB Team erfolgreich sein zu können. […] Diese heissen „Drive for Results“, „Collaboration“ und „Influencing for Impact”.

Und was sind deine „red flags“?

[…] Vertrauen und Transparenz sind mir sehr wichtig. Jeder Mitarbeiter bekommt von mir absoluten Vertrauensbonus und -vorschuss. Ich erwarte im Gegenzug aber auch Transparenz und Feedback, gerade auch wenn etwas nicht gut läuft, damit wir gemeinsam die Chance haben das zu verbessern und anzupassen.

Wirst du als Teamleader lieber respektiert oder gefürchtet?

[…] Nicht nur als Teamleader, sondern auch als Mensch finde ich es extrem wichtig nicht gefürchtet zu werden. […]  Respekt empfinde ich als sehr wichtig, ich bin aber auch der Meinung, dass man sich diesen erarbeiten muss und dieser immer auch in zwei Richtungen gehen sollte. […]

Letzte Frage: Hättest du jemals gedacht, dass du in der IT Branche arbeiten würdest?

Ganz klares nein! Ich bin in einem 300-Seelen Dorf in Deutschland aufgewachsen und bin [in die IT] durch mein Studium „reingerutscht“. […] Was mich an der IT so begeistert ist die dauerhafte Veränderung– was auch gut zu meinem Charakter passt. […] Ich bin überzeugt, dass wir uns gerade an einem einzigartigen Zeitpunkt befinden und die Möglichkeit haben, die Technologie von morgen mitzugestalten. Was im Moment passiert, ist mit Sicherheit einmalig für unsere Zeit, genau das fasziniert mich und deshalb habe ich nicht vor die IT Branche zu verlassen.

Sehen Sie sich die vollständigen Antworten im Video an.